Fläche der Südlichen Chiemseemoore:
ca. 20 km. (= 2.000 Hektar)
Im nördlichen Achental (Dreieck Bernau-Grassau-Übersee) erstreckte sich noch im 19. Jahrhundert eine weitgehend ursprüngliche Moorlandschaft bis hin zum Südufer des Chiemsees: die Südlichen Chiemseemoore.
Sie entwickelten sich nacheiszeitlich, nachdem sich der Urchiemsee vor mehr als 10.000 Jahren allmählich aus diesen Flächen zurückgezogen hat. Begünstigt wurde die Moorbildung durch die regenreiche Nordstaulage am Alpenrand und die reichliche Wasserzufuhr über Fließgewässer aus den Bergen, bzw Quellen im Moorkörper. Am Ende der Moorentwicklung bestand der größte Teil des Areals aus Hochmooren mit oberfächlich eingesprengten Niedermoor- und Übergangsmoorbereichen. Den markantesten zivilisatorischen Eingriff in das Gelände stellte im 19. Jahrhundert die Bahnstrecke München-Salzburg dar, die seitdem von West nach Ost quer durchs Moor führt.
Einen Eindruck von der ursprünglichen Ausdehnung und Beschaffenheit des Moorgeländes vermittelt die Bodenkarte, die 1896 von Prof. A. Baumann zur Vorbereitung der Kultivierung der Chiemseemoore erstellt wurde. Diese Bodenkarte ist nicht nur für einen Bodenkundler interessant, sondern stellt ein Zeitzeugnis bzgl. der Lebenssituation und Gegebenheiten Ende des 19. Jahrhunderts im Nördlichen Achental dar: Aufgespannt wird das Kartenbild durch das Kreuz aus dem von Rottau kommenden, Süd-Nord verlaufenden Saliterbach (auch als „Neumühler Bach“ bezeichnet) und der Bahnstrecke München-Salzburg (West-Ost).
Der Darstellung sind u.a. zu entnehmen:
Die Nutzung der Moore zielte zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf zwei Bereiche ab:
Außerhalb der industriellen Abbaugebiete wurde das Moor noch bis in die 1980er-Jahre lange mit geringerer Intensität in Form von bäuerlichen Handtorfstichen bzw. kleinen landwirtschaftlichen Flächen am Rande der Filzen genutzt.
Durch die über mehr als hundert Jahre erfolgte Moorentwässerung wandelten sich weite Bereiche außerhalb des Torfabbaus von einem torfmoosdominierten Moor zunehmend in ein Heidemoor um: Das besser trockenheitsverträgliche Heidekraut überwiegt. Andere Moorflächen entwickelten sich durch Aufwuchs eines natürlichen Baumbestands zu sog. Moorwäldern weiter.
Im Zuge von Naturschutzmaßnahmen wurden seit den 1990er-Jahren vorsätzlich weite Flächen der Filzen südlich der Bahnlinie wieder unter Wasser gesetzt (sog. Wiedervernässung). Die ursprüngliche Vorstellung war dabei, in einem Zeitraum von weit mehr als hundert Jahren wieder ein torfmoosbasiertes Hochmoor heranzüchten zu können. Es bestehen aber berechtigte Zweifel, ob diese Vorgehensweise tatsächlich auch nur annähernd den ökologischen Nutzen erbringt, den man ihr nachsagt.
Im Bereich der Südlichen Chiemseemoore findet man noch genügend Relikte aus den vergangenen Zeiten der Land- und Rohstoffgewinnung in Bayern: unter anderem das Moorgefängnis, kultiviertes Moor vom Reißbrett und den Torfbahnhof.