Moore im und um den Chiemgau

Im nördlichen Vorland der gesamten Gebirgskette der Alpen entwickelten sich nach der letzten Eiszeit eine Vielzahl von Mooren unterschiedlicher Prägung und Größe. Was davon bis heute die Zeiten überdauert hat, ist oft nur noch ein Schatten der ursprünglichen Landschaften. Die markantesten Veränderungen der Moorlandschaften erfolgten dabei erst in den letzten 150 Jahren durch eine starke Ausweitung und Intensivierung der Moornutzung.

Dies war schlicht eine Folge der existenziellen Sachzwänge, mit denen eine rasant wachsende Bevölkerung vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert konfrontiert wurde. Diese waren nur durch technischen Fortschritt und Industrialisierung zu bewältigen, was eben wiederum den Ressourcenverbrauch stark ansteigen ließ. Selbst früher wirtschaftlich unattraktive Areale wie z.B. Hochmoore (sog. Ödland) mussten einer Nutzung zugeführt werden.

Neben dem Abbau von Torf als Brennstoff und Einstreu für die bäuerliche Viehhaltung war vor dem 1. Weltkrieg die Urbarmachung weiter Flächen für landwirtschaftliche Nutzung ein wichtiges Ziel. Nach dem 1. Weltkrieg wurde in den 1920er-Jahren der maschinelle Brenntorfabbau im (seinerzeitigen) Industriemaßstab forciert, der mit dem bescheidenen Handtorfstich der Bauern in keiner Weise mehr vergleichbar war.

In der letzten Phase der Moornutzung in den 1970er-Jahren fokussierte sich der Rohstoffabbau auf den oberflächennahen Fasertorf als Pflanzsubstrat(vulgo Blumenerde) für den privaten und professionellen Gartenbau.

Seit einigen Jahrzehnten sind die meisten Moore, bzw. was davon übrig ist, unter Naturschutz gestellt.

Moore in Südostbayern

In Südostbayern findet der interessierte Besucher eine Vielzahl ehemaliger Moore bis hinüber ins Salzburger Land und Oberösterreich, u.a.:

  • die Südlichen Chiemseemoore im Dreieck Bernau, Grassau, Übersee,
  • die Bucha-Filze am Bärnsee zwischen Bernau und Aschau,
  • das Weitmoos bei Eggstädt,
  • das Freimoos bei Halfing,
  • die Demmelfilzen bei Kammer (Traunstein).

Lohnend sind auch an der touristisch reizvollen Strecke vom Waginger See nach Salzburg:

  • die Schönramer Filze (mit „angeschlossener“ Brauerei)
  • und das Ainringer Moos.

Auf der österreichischen Seite finden sich grenznah u.a. das Weidmoos bei Bürmoos und das Ibmer Moor bei Eggelsberg. Der Ibmer Moorkomplex weist mit einer Fläche von ca. 2.000 Hektar eine ähnliche Ausdehnung auf wie die ehemaligen Südlichen Chiemseemoore.

Moos und Filzen

In Bayern unterscheidet man seit alters her zwei Moortypen nach dem Erscheinungsbild der Moorflächen:

  • das sog. Moos/Plural Möser
    Moorflächen mit niedrigem Bewuchs wie Torfmoos und niedrigen Stauden, z.B. Heidekraut, beispielsweise das Kühwampen-Moos und die Chiemseemöser in den Südlichen Chiemseemooren. Ein „Moos“ kann sowohl ein Niedermoor als auch ein Hochmoor sein.
  • die Filze/Filzen
    Moorflächen mit etwas höherem Aufwuchs wie Krüppelkiefern, Latschen und sonstigen degenerierten Baumbeständen. Der dichte Bewuchs stellt sich als ein beinahe undurchdringlicher Filz aus dünnen Stämmen, Astwerk und Zweigen dar.

Die Filzen sind ein Spezifikum der bergnahen Moore nördlich der Alpenkette mit ihren reichlichen Niederschlägen und klimatischen Sonderbedingungen im Vergleich z.B. zu den Norddeutschen Mooren. Filzen sind meist Hochmoore.

Die Übergänge zwischen „Moos“ und „Filzen“ sind fließend und führen lokal auch zu doppeldeutigen Bezeichnungsweisen für gewisse Areale (in den Chiemseemooren: Rottauer Filzen = Weidmoos).