Nachdem man angesichts der Rasanz der globalen Bevölkerungsentwicklung und begrenzter Umsetzungsmöglichkeiten von global wirksamen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels skeptisch sein darf, sollte man sich beizeiten auf einen nicht zu knapp ausfallenden Klimawandel einstellen.
Auch hier versuchen engagierte Naturschützer für das Hochmoor eine Lanze zu brechen und verweisen auf eine angeblich hochwirksame positive Beeinflussung des Klimas durch intakte Hochmoore - die wir aber leider bei uns kaum mehr haben und haben werden. Die klimatische Wirksamkeit soll sogar größer als die von Baumbeständen und Wäldern sein. Seit alters her (als die Moore noch wesentlich größer waren) weiß man: Wo Moore sind, gibt es im Herbst Nebel und im Frühjahr tut sich das Moor wegen fundamentaler Auskühlung schwer, botanisch in die Gänge zu kommen. Das war es dann eigentlich schon.
Schaut man sich nun die klimatischen und ökologischen Effekte von Wäldern an, so sind diese wesentlich wirksamer. Wälder, insbesondere mit altem Baumbestand, moderieren durch ausgedehnte Baumkronen mit ihrer Schattenwirkung, Luftzirkulation, Dämpfen von Starkwinden, und vor allem durch ihren umfänglichen Wasserhaushalt das Klima wesentlich effektiver als Moore. Wälder entschärfen Starkregenereignisse und Überschwemmungsrisiken. Wälder bilden wesentlich mehr Biomasse als Hochmoore. Eine Sonderform von Wäldern sind Moorwälder. Diese wirken infolge der Vertorfung des Bruchholzes in Sachen Kohlenstoffspeicherung auch sehr langfristig. In der Erdgeschichte entwickelten sich die heutigen Kohlelager aus Waldmooren und nicht aus den Hochmooren.
Für die weiträumige positive Beeinflussung des Klimas wird also die Bewahrung von bestehenden Baumbeständen/Wäldern einerseits und neu anzulegenden Baumbeständen unterschiedlichster Größe und Zusammensetzung andererseits zunehmend wichtiger werden. Nun muss es ja nicht unbedingt der finstere Tann sein, den man forciert. Vielmehr dürften auch in unseren Breiten gerade lockere und kleinere Baumgruppen, insbesondere in Siedlungsräumen, zu einem nicht zu unterschätzenden mikroklimatischen Effekt führen. Neben der deutlichen Steigerung der Behaglichkeit der menschlichen Siedlungsräume sinkt der Energieverbrauch von eventuell doch noch nötigen Klimaanlagen. Und genau diese mikroklimatische Wirksamkeit von lockeren Baumbeständen in Sachen Bodenklima und Energieeinsparung wurde schon vor weit mehr als hundert Jahren in Bayern in Form des Bayrischen Biergartens in die Praxis umgesetzt.
Primäres Ziel der Anpflanzung von Kastanien- Beständen war dabei nicht, den fröhlichen Zecher bei hohem Sonnenstand vor einem Hitzschlag zu bewahren. Der Ansatz war vielmehr, durch Abschattung, positive Luftzirkulation und Blatttranspiration die Wärmelast auf den Boden zu reduzieren, um dadurch wiederum die darunter liegenden Bierkeller kühler halten zu können. Der Baumbestand senkte also den Verbrauch an Kühlmitteln z.B. in Form von Stangeneis.
Nun - was dem Bier recht ist, war der Bevölkerung billig: Das moderate Mikroklima dieser Biergärten hat man natürlich gerne genossen und der Weg zum Bier war auch nicht weit. Hinweis für Neu- und Nichtbayern: Ein Wesensmerkmal des originalen Biergartens ist, dass der Bierbrauer eigentlich nur ein Interesse am Verkauf seines Bieres hat und das Mitbringen und Verzehren eigener Speisen erlaubt sind! Das gilt natürlich nicht für die weitläufig verbreiteten Biergartenkopien.
Auch das Moor lieferte einen Beitrag für die bayrische Bierkultur: Fasertorf wurde schon früh als hochwirksames Wärmedämmmittel erkannt. Im Winter gewonnene Eisvorräte bzw. Stangeneis wurden gerne in torfisolierten Speichern und Behältern gelagert und transportiert.