Moorflächen

Globale Moorflächen: ca. 5.400.000 km² (soweit bekannt)
Rußland: ca. 1/3 der (bisher bekannten) globalen Moorfläche
Afrika: weltgrößte zusammenhängende Moorfläche im Kongobecken: 150.000 km² (nahezu die halbe Fläche Deutschlands)
Deutschland: einige Promille der globalen Moorflächen:
Chiemseemoore: ca. 20 km²
Kendlmühlfilzen: ca. 8 km² (etwas mehr als ein Millionstel der globalen Fläche)

Die in Deutschland noch existierenden Moore haben entsprechend ihrem äußerst geringen Anteil kaum eine Bedeutung für globale MoorÖkobilanzen.

Torfbildungsrate

Zunahme der Moorschicht:
1 mm/Jahr in unseren Breiten (Literaturangabe, Schätzwert).
Hieraus ergibt sich eine Torfbildungsrate von 10 m³/Hektar und Jahr.
=> 8.000 Kubikmeter pro Jahr in der Kendlmühlfilzen,
=> 5.000.000.000 (fünf Milliarden) Kubikmeter/ Jahr global.

In diesem Umfang ist Torf durchaus ein nachwachsender Rohstoff. Die Geschwindigkeit der Vertorfung hängt dabei auch vom Klima ab. Dieser läuft in tropischen Regionen wegen der höheren Temperaturen und Niederschläge offensichtlich wesentlich schneller ab als in nördlichen Breiten. Einflüsse unterschiedlicher Klimata bei der Torfbildung sind schon beim Vergleich von nord- und süddeutschen Mooren erkennbar.

Wasserbilanzen

Wassergehalte von Mooren:

"Nasse" Moore: bis 95% Wassergehalt (z.B. Hochmoore)
"Trockene" Moore: ca. 85% Wassergehalt (z.B. Moorheide)

Zusammensetzung des Wassergehalts von Nassmooren:

Fließfähiges freies Grundwasser, Stauwasser in den Moorschichten: ca. 5-10%
Kapillarwasser aus Groß- und Mittelporen im Faseranteil des Torfs ca. 10-15%
Nicht abpressbares, mikrokapillar gebundenes Wasser ca. 25%
Kolloidchemisch stark gebundenes Wasser (Pudding) ca. 40%

Durch Entwässerungsmaßnahmen (Gräben, Drainagen) wird nur frei bewegliches Wasser entfernt. Entwässerte Moore sind daher im eigentlichen Sinn nie trocken, sondern mit 85% immer noch stark wasserhaltig.

Landwirtschaftliche Entwässerung betrifft nur die oberste Bodenschicht (Dicke < 70 cm). Zum Vergleich: Die Chiemseemoore weisen Torfmächtigkeiten bis zu 7 m auf!

Durch Walzen können landwirtschaftliche Flächen an der Oberfläche nachverdichtet werden, wodurch der Wassergehalt im Wurzelraum der Nutzpflanzen weiter reduziert wird.

Biosphären-Kohlenstoffkreislauf auf dem Festland:

Globaler Kohlenstoffgehalt
der lebenden Biomasse
ca. 550 Gigatonnen
Globaler Kohlenstoffgehalt
im belebten Bodenhumus
ca. 1.100/(1.500) Gigatonnen
davon  
Globaler Kohlenstoffgehalt
der belebten Moorböden
ca. 50/(450) Gigatonnen
(Bunkerde)
Globaler Kohlenstoffgehalt
der Erdatmosphäre (CO2)
ca. 750 Gigatonnen
Kohlenstoffgehalt der Ozeane ca. 38.000 Gigatonnen
(in Form von in Wasser gelöstem CO2)

Das marine CO2-Reservoir beeinflusst sehr stark die atmosphärische CO2-Bilanz.

In Klammern stehen früher genannte, überhöhte Zahlen, die die toten Torflager in tieferen Moorschichten mit einbeziehen. Diese nehmen aber am aktuellen Biomassekreislauf ähnlich wie Braunkohlelager nicht mehr teil. Das Problem dieser Unsachlichkeit liegt darin, dass über diese Schiene die heutige Bioleistung der lebenden Moorschichten vollkommen unrealistisch hochgerechnet wird. Die Bioleistung von Mooren ist höchstens durchschnittlich bzw. im Fall von Hochmooren minimal.

Man könnte dies alles als einen Streit um des Kaisers Bart abtun, hätte diese Art der "Kohlenstoffbilanzierung" intakter Moore nicht eine ungute Konsequenz: Es soll die Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen als Renaturierungsmaßnahme von höchster ökologischer Effizienz in Sachen Treibhausgase und Klimawandel gerechtfertigt werden.

Treibhausgasbilanzen und das Moor

Methan statt CO2

Im Zusammenhang mit der publikumswirksamen sog. Renaturierung von ehemaligen Moorflächen in Deutschland durch Wiedervernässen wird öko-typisch auf deren angebliche globale Wichtigkeit hingewiesen.
Insbesondere soll hierdurch eine angeblich exorbitante von Menschen verursachte CO2 -Emission reduziert werden.
Studiert man zum Thema Treibhausgase hierzu z.B. die Stellungsnahmen des Umweltbundesamtes (UBA), so werden als signifikante Emittenten die üblichen Verdächtigen genannt wie die Verbrennung fossiler Kohlenstoffträger in Industrie, Verkehr etc. bzw. Produzenten von sehr klimawirksamen Gasen wie Methan, halogenierten Kohlenwasserstoffen und Lachgas: u.a. die chemische Industrie bzw. die Intensiv-Landwirtschaft u.a. mit ihrem hohen Stickstoffbedarf zur Herstellung tierischer Proteine in Form von Fleisch und Milchprodukten.

Bei der Vielzahl der vom UBA als tatsächlich ausreichend wirksam genannten Maßnahmen zur Eindämmung der Deutschen CO2-Emissionen wird keineswegs eine pauschale Wiedervernässung aller möglicher Flächen empfohlen, die irgendwann etwas mit einem Moor zu tun hatten. Man läuft nämlich schlagartig Gefahr, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben und mit der Wiedervernässung genutzter Moorflächen die
Emission wesentlich wirksamerer Treibhausgase zu provozieren, insbesondere von Methan. Weiterhin sind lediglich vorentwässerte, aber nicht weiter genutzte Moorflächen mit bereits spontan ablaufender Renaturierung Richtung Heidemoor bzgl. der Klimaproblematik von vornherein unkritisch. Man sollte dabei halt nicht unbedingt in Zeiten extremer Trockenheit mit Raketen in großflächige Moorareale schießen, wie es sich unsere Bundeswehr in Meppen erlaubte. Allein dadurch wurde die moororientierte CO2-Strategie von Gesamt-Deutschland auf Jahre hinaus ad absurdum geführt.

Die wichtigsten Treibhausgase und ihr Anteil an der menschenverursachten Klimaerwärmung:
Kohlendioxid (CO2) 66% (bei 410 ppm Atmosphärenanteil = 0,41 Promille)
Methan (CH4) 17%
Halogen-Kohlenwasserstoffe 11%
Lachgas (N2O) 16%

Mengenmäßig ist der menschenverursachte CO2-Anteil in der Atmosphäre noch wesentlich größer als der oben genannte Beitrag zum Erwärmungseffekt. Dies ist der wesentlich größeren Klimawirksamkeit der anderen genannten Gase geschuldet, die zwar z.T. nur in Spuren auftreten, aber eben extrem wirksam sind.
Methan ist ca. 25-30 x klimawirksamer als CO2Lachgas sogar 300 x.

Wie man angesichts eines angeblich dringenden Handlungsbedarfs in Sachen Klimawandel erst einmal massiv die Methanproduktion durch Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen hochfahren kann, erschließt sich nicht unmittelbar.

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