Kompost statt Torf?

Torf ist in der globalen Bilanz ein nachwachsender Rohstoff mit herausragenden Eigenschaften in der Bodenverbesserung und Pflanzsubstratherstellung. Torf ist in seinen verschiedenen Erscheinungsformen u.a. eine wertvolle Dauerhumus-Ressource. Dies wiederum ist ein wichtiger Aspekt beim Pflanzenanbau auch auf problematischen Böden. Der fachgerechte Einsatz von Torf rechnet sich infolge einer überlegenen Biomasseproduktion in Kombination mit einer langfristig angelegten Kompoststrategie auch hinsichtlich der Treibhausgas-CO2-Bilanz. Ähnliches gilt auch für andere Dauerhumuskonzentrate zu wie z.B. Leonardit.

Die Totalverweigerung der mitteleuropäischen 150%-Öko-Szene in Sachen Torfanwendung führt letztendlich zu pauschalen Aussagen wie: "Torf kann vollständig durch Kompost ersetzt werden". Da die üblichen Komposte vor allem aus Nährhumus bestehen, Torfe aber über Tausende von Jahren nährstoffarmen Dauerhumus entwickelt haben, werden bei der obigen schlichten Aussage wieder einmal Äpfel mit Birnen verglichen.

So ganz einfach und eindeutig ist die Sache also nicht und die Menschheit war in Sachen Torfgebrauch auch schon weiter (auch in Deutschland). Das Resultat waren u.a. Torfkomposte, die kurzfristig zu hochwertigen Bodensubstraten führen und dabei ein wesentlich weitergehendes Biomassespektrum verarbeiten als die gängigen Grünschnittentsorgungs- und verklappungsstrategien.

Fossiler Humus und Kompost ergänzen sich

Schon vor mehr als hundert Jahren wurden dauerhumusreiche Torfkomposte in Verbindung mit einer "Aufarbeitung" organischer Zivilisationsrückstände entwickelt). Dies führte zu einem durchaus variantenreichen Spektrum an Substratmaterialien wie z.B. Torfgrünkompost, Torflaubkompost, Torfjauchekompost, Torffäkalkompost, Torfklärschlammkompost, Torftresterkompost, Torfmistkompost, Torfschnellkompost usw.

Dauerhumus ist kein Nährstoff (Dünger), er ist aber der große Chemiespeicher gesunder Böden, der die Nährstoffe des Bodens (u.a. aus dem Nährhumus) in ausreichender Menge speichert und kontinuierlich an das Bodenleben transferiert und damit die unterschiedlichsten physikalisch-chemisch-biologischen Prozesse im Boden ins Gleichgewicht bringt.

Beim Kompostieren moderieren Dauerhumus-Konzentrate (Torf, Leonardit) mit ihrer hohen chemischen Pufferleistung durch den Gehalt z.B. an Huminsäuren, Ton-Humus-Komplexen etc., etwaige überschießende und aggressive biologische und chemische Reaktionen beim mikrobiellen Ab- und Umbau der Biomasse, sodass sich ein von vornherein naturnahes bodenähnliches Milieu im Kompost entwickeln kann. Die Mikrobiologie ist damit eine ganz andere als in den "klassischen" Hochtemperaturkomposten, die bekanntlich in der Natur nicht vorkommen. Eine ähnlich günstige Beeinflussung mikrobieller Prozesse findet man z.B. auch in Biogasanlagen bzw. bei der Gülleaufbereitung bei Zugabe von Dauerhumuskonzentraten.

Der zielgerichtete Einsatz von fossilem Dauerhumus wie Torf und heutzutage Leonardit fördert also eine raschere und leistungsfähigere Biomasseproduktion auf problematischen Böden im Vergleich zum langwierigeren Bodenaufbau durch Zufuhr junger organischer Biomasse, die im letzteren Fall anfänglich eben auch nur in geringen Mengen anfällt.

Mit Hilfe von Dauerhumus wird dagegen in vergleichsweise kurzer Zeit eine große Menge pflanzlicher Biomasse gewonnen und dadurch die Basis für eine nachhaltige Kompostwirtschaft gelegt.

"Dauerhumuskonzentrate" wie Torf und Leonardit sind bei sachgerechter Anwendung "Humusmultiplikatoren", die bei geringem Stoffeinsatz auf kurzem Wege humusreiche Böden mit ausgeglichenen und stabilen Humusbilanzen (Nährhumus: Dauerhumus) schaffen.
(Hinweis: Humusgehalt von Schwarzerdeböden: gesamt ca. 10%, Alter der Dauerhumus-komponenten bis ca. 100 Jahre.)

Es muss nicht immer Fasertorf (Weißtorf) aus den Hochmooren sein.
Wenn es im Einzelfall einer Substratherstellung um den Dauerhumusgehalt geht und nicht um den Strukturbeitrag von Fasertorf (Gartentorf, Porosität), dann können auch Schwarztorf und Niedermoortorfe verwendet werden. Moderne Methoden der Torfgewinnung setzen außerdem nicht unbedingt eine Entwässerung des Moorbodens voraus.

Die lange Geschichte des Biomasse-Recyclings

Eine umfängliche Kompostkultur war in vielen frühen Gesellschaften die Existenzbasis für Großsiedlungen auch in wenig nahrungsproduktiven Landschaften. Beispiele hierfür sind z.B. die Amazonassiedlungen ("Terra preta") im eher unfruchtbaren Amazonasregenwald bzw. die z.T. in Steppenlandschaften angelegten Großsiedlungen asiatischer Hochkulturen.

Die heutige Betonung der angeblichen Wichtigkeit von "aktivierter" Holz-/Pflanzen-/Bio-/Pyrokohle in der aktuellen Terra Preta-Kompost-Philosophie zeigt dabei lediglich die bemerkenswert sterile "Naturferne" der großstädtischen Öko-Fraktionen. Natürliche Tonmineralien z.B. in Form von Lehm sind wesentlich naturnäher und beim Kompostieren mindestens so "aktiv" (z.B. bzgl. der Kopplung mit Huminsäuren etc.) wie die diversen "aktivierten Kunstpülverchen".

Genau solche Ton-Mineralien fehlen wegen der Intensivverwitterung der Böden halt sehr oft im tropischen Urwald, daher die Krücke mit der Holzkohle.

Einen wesentlich wichtigeren Beitrag zur "Komposteffizienz" der ursprünglichen Terra-Preta lieferten vielmehr die menschlichen "Hinterlassenschaften" mit ihren Nährstoffgehalten und Mikrobiologie, deren kontrollierte Entsorgung auch im wörtlichen Sinne diverse Fliegen mit einer Klappe schlug, u.a. nämlich die Hygieneprobleme einerseits und das Ressourcenrecycling andererseits. Die damit verknüpften Tätigkeiten hatten z.B. in China durchaus ein gewisses soziales Ansehen und man sprach vom "Ehrenwerten Stand der Kotsammler". Auch die Fehnkultur der Moore (Holland, Friesland) basierte auf der "Verarbeitung" jeglichen städtischen Unrats. Die zum Transport von Brenntorf verwendeten Schiffe und Kähne nahmen ihn bei der Rückkehr von den Städten in die Fehnsiedlungen im Moor mit, um ihn dort zur Aufwertung ehemaliger Moorböden auszubringen.

Ähnliche Überlegungen gab es bei uns noch Anfang des 20. Jahrhunderts: Eine Zeit lang wurde damals sehr ernsthaft der Aufbau einer kommunalen Entsorgungsinfrastruktur auf der Basis torfbasierter Trockentoiletten angedacht. Die "Ergebnisse" sollten kleinindustriell aufgearbeitet und dann agrarisch genutzt werden (Stichwort: "Poudrette", siehe Kapitel "Torf in der Landwirtschaft"). Trotz nachgewiesener hoher Effizienz wurde das Produkt vom Markt aus "Imagegründen" letztlich nicht akzeptiert und man befasste sich lieber mit Kunstdünger.

Humus ist nicht alles

Last but not least sei Zusammenhang mit der Herstellung von Komposten und Erden auf die Mineralien als zweite wesentliche Bodenkomponente mit vorwiegend silikatischen und carbonatischen Anteilen hingewiesen (z.B. 90% Löss bei den fruchtbaren Schwarzerdeböden).

Für die Bodenfunktion ist dabei neben der chemischen Zusammensetzung der Mineralien auch die breite Korngrößenverteilung im Bereich Tone bis Schluff wichtig. Diese ist eine der Voraussetzungen für die Ausbildung der nano-skaligen Bodenkolloide (u.a. Ton-Humus-Ca-Fe-Komplexe) einerseits und eines vielgestaltigen feinen und gröberen Porensystems bzw. einer Krümelbildung mit hoher Fernwirkung beim Transport von Wasser, Luft, Nährstoffen im Bodenvolumen andererseits.

Eine besonders günstige Kombination an Dauerhumus und Tonmineralien stellt ein geologisch gewachsenes Leonardit-Ton-Gemenge aus dem Oberpfälzer Ur-Naab-Tales dar, das sich als besonders "kompostwirksam" erweist.

Umgekehrt sind Moorböden mit ihrem grundsätzlich sehr hohen Humusgehalt auch für reine Mineralzugaben (v.a. Tonmineralien) dankbar, um eine hohe Humuszehrung und Instabilität der Bodenstruktur abzuschwächen.

Besonders geeignet zur Aufbesserung der Ton-Mineral-Gehalte sind dabei z.B. eisenhaltige Lösslehme aus dem Oberpfälzer Ur-Naabtal bei Regensburg mit ihrem Anteil an unterschiedlichsten Ton-Mineralien (u.a. bentonit-artige) mit einem breiten Korngrößenspektrum im Bereich Ton bis Schluff (s.o.).

Fazit

Alle oben beschriebenen Maßnahmen haben letztlich immer das Ziel, mit natürlichen Komponenten zuerst das Mikro-Bodenleben durch eine ausreichende „Ernährung“ über eine effiziente Nährstoffvermittlung innerhalb der Bodenstruktur sicher zu stellen. Das Bodenleben selbst ist dabei immer bestrebt, auch seinen Teil zur weiteren Optimierung dieser „Strukturen“ beizutragen. Stellvertretend sei der Regenwurm als einer der prominentesten „Bodenverbesserer“ genannt, der als lebender Bioreaktor bei der Aufarbeitung der Bodenbestandteile u.a. wesentlich an der Bildung der Ton-Humus-komplex-Strukturen bis hin zu Krümeln beteiligt ist (Regenwurmhumus). Ein stabiler Bestand an Regenwürmern ist ein hervorragender Indikator für einen gesunden, weil lebenden, Boden.